Tafel des Tages

Don Carlos war nicht gemacht für die Krone. Dabei war er Thronfolger eines Weltreichs, einziger Sohn des spanischen Königs Philipp II. – aber er war krank, launisch, schwierig. Inzuchtadel und Erziehungskatholizismus taten ihr Übriges.
 
Er verliebte sich – ausgerechnet – in Elisabeth von Valois, die ihn hätte heiraten sollen, dann aber seine Stiefmutter wurde. Er intrigierte gegen seinen Vater, verschrieb sich phasenweise der Rebellion in den Niederlanden, ließ sich bei Spionen erwischen, wurde vom Vater verhaftet und mit 23 Jahren weggesperrt. Dreißig Räume durfte er benutzen – aber nicht mehr verlassen.
 
Nach einem halben Jahr starb Don Carlos; die Umstände blieben unklar. Die Geschichte ist so düster, dass sie nach Theater ruft: Friedrich Schiller machte aus ihm einen Freiheitskämpfer. Verdi schuf einen Fünfakter voller Pathos, Inquisition und Männern, die sich gegenseitig „mein Freund“ nennen, kurz bevor sie sich verraten.
 
Indes Fiktion und Historie sich hierbei verwischen, gedenkt Herrn Mayers literarischer Infantenpalast des Habsburger Prinzen zum 480. Geburtstag und wünscht allen Menschen einen friedlichen Dienstag.

Die Tafel des Tages beschriftet der Buchhändler und Branchenbetrachter Matthias Mayer täglich neu in seiner Buchhandlung namens Herrn Mayers Buchladen in Langenselbold. 

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