Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist nicht ohne Schranken: Verruf und Schaden dürfen nicht geschehen, die Jugend müsse geschützt werden, und Kunst darf da nicht einfach Ausnahmen machen.
Also brachte man nach dem Krieg die „Oberprüfstelle für Schund und Schmutz“ aus der Weimarer Republik auf den allerneuesten Stand: Gewalt, Sexualität, Extremismus, unverdauliche Amoral und die Unterscheidung zwischen explizit und implizit waren nun Kategorien der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Sie merken schon: Anwendbare Kriterien sind alle diskutabel, aber irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen.
Auf dem Index bedeutet nicht Zensur, aber eine Zeitlang durfte ich American Psycho nicht über der Ladentheke anbieten. Ich verstehe warum, aber ich halte gerne jeder Debatte stand, um dieses abscheuliche Meisterwerk zu verteidigen. Sie merken schon: Es geht nicht nur um Grundsätzliches, sondern immer um den Einzelfall und den Kontext.
Aus Schriften wurden Medien, und die Sensibilitäten ändern sich wie die Zeiten. Berühmt ist auch das Sex-Gewalt-Gefälle zwischen den USA und Europa. Herrn Mayers literarische Prüfstelle gratuliert der Babysitterbehörde zum 71. Geburtstag und wünscht allen Menschen einen unbescholtenen Mittwoch.
Die Tafel des Tages beschriftet der Buchhändler und Branchenbetrachter Matthias Mayer täglich neu in seiner Buchhandlung namens Herrn Mayers Buchladen in Langenselbold.
