Tafel des Tages

„Autumn Stroll Day“ nennen die Amerikaner das, was sie heute begehen oder eben spazieren: „Tag des Herbstspaziergangs“.

Wer sind Sie, wenn Sie in sich gehen? Team leuchtende Farben, erdiger Duft, wispernder Wind, raschelnde Blätter? Sehen Sie sich Anlauf nehmen und mitten in den Laubhaufen springen? (Herr Mayer hätte sicher gerne Bilder davon für seinen nächsten Satireabend.) Oder sind Sie mental eher Team Nieselregen, Schnupfennase, matschiger Boden und nasses Frösteln, das unter Ihre Jacke kriecht?

Fontane, Goethe und Hardy, in ihren Werken meistens Team Eins, schrieben über den Herbstspaziergang wie über ein Geschenk, das man sich selbst macht, mit Ruhe und innerer Einkehr. Und auch in „Club der toten Dichter“ sowie „Good Will Hunting“ finden die tiefschürfenden, ehrlichen Gespräche in diesem jahreszeitlichen Setting draußen statt.

Kafka wiederum sieht im herbstlichen Gang ein Symbol seiner inneren Dunkelheit, und auch in den „Buddenbrooks“ treten die Figuren in den Spätherbst hinaus, wo die Natur den Verfall widerspiegelt. Rilke verleiht mit dem Ausdruck „jedes Blatt fällt“ seiner Melancholie und der Sterblichkeit Ausdruck.

Und wie herbsteln Sie so?

Herrn Mayers Buchladen und ich wünschen Ihnen einen farbenfrohen Dienstag mit genügend Anlauf und Auslauf und grüßen jedes Kastanienmännchen in the making.